··· Brückengemetzel ···

··· von 2005:
Am Freitag (02.09.2005) - Gegen 15:45 ging's los. Die Kombatanten trafen sich auf der Brückenmitte. Bewaffnet mit großen Mengen von Gemüseresten aus Supermärkten und geschützt von Schildern warf man aufeinander los. Je ca. 30 Krieger aus der Nordstadt und aus Linden standen sich gegenüber. Tomaten, Äpfel und anderes Grünzeug flog durch die Luft und zerplatzte am Gegner. Überwiegend Männer und einige Frauen kämpften mit Mordsgaudi und energiereichem Siegeswillen. "Linden stinkt", riefen die Einen. "Nordstadt stirbt", entgegneten die Anderen. Von Anfang an waren die Nordstädter in der Offensive. Ihre Kampfesenergie war von der Schmach des letzten Jahres angestachelt, als Linden gewann. Dieses Mal wollten sie als Sieger vom Schlachtfeld gehen und kämpften entsprechend verbissen. Ca. 20 Minuten tobte die Schlacht auf der Brücke, beobachtet von einer wachsenden Zuschauerschar an beiden Ufern der Leine. Schritt für Schritt wichen die Lindener zurück. Beim Erreichen des Brückenanfangs war der Kampf entschieden. Die Nordstädter hatten gewonnen. Auf der Brücke blieb - vor allem auf der Lindener Seite - eine stinkende Peke Gemüse und Fisch (!) zurück. Anschließend feierte man den Kampf bei zünftigem Besäufnis.
(www.hallolinden.de) Klaus Öllerer

··· Polizeibericht 2005:
"Gemüseschlacht" auf der Dornröschenbrücke Brackebuschweg / Linden
Bislang Unbekannte haben sich gestern Nachmittag gegen 16.30 Uhr auf der Dornröschenbrücke eine sogenannte Gemüseschlacht geliefert. Aufgrund der Verunreinigung musste die Brücke gesperrt werden. In den beiden vorangegangenen Jahren haben rivalisierende Gruppen aus Linden und der Nordstadt auf der gesagten Leinebrücke einen Wettstreit "ausgefochten". Dazu lagen jeweils Genehmigungen der Stadt Hannover mit der Auflage vor, die Fläche hinterher zu reinigen. Gegen 17.30 Uhr teilten Anwohner der Inspektion West mit, dass die Dornröschenbrücke wegen Verschmutzung mit Obst-, Gemüse- und Fischresten, zum Teil ganzen Fischköpfen, Glas- und Flaschenscherben für den dort zugelassenen Fuß- und Radverkehr nicht mehr passierbar ist. Eine Streifenbesatzung konnte wenig später den gemeldeten Sachverhalt bestätigen und sah sich massiven Beschwerden der Anwohner ausgesetzt. Um eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer auszuschlieflen, sperrten die Beamten den Bereich bis zur Reinigung in den heutigen Morgenstunden komplett ab. In diesem Jahr konnte die Stadt Hannover keine Genehmigung erteilen, da kein Antrag auf Sondernutzung für diesen Wettstreit gestellt wurde. Die bislang unbekannten Verursacher werden nun mit den Reinigungskosten in hier nicht bekannter Höhe konfrontiert. /bod
(www.hallolinden.de)

··· von 2004:
Am Samstag (04.09.2004) war es endlich soweit. Die "unversöhnlichen" alternativ geprägten Stadtteile Linden und die Nordstadt gingen mit faulem Obst und anderen Widerwärtigkeiten aufeinander los. Der Ort des Geschehens: Die Dornröschenbrücke, die beide Stadtteile verbindet. Das Ziel des Duells: Durch das Werfen von faulem Obst, Gemüse und sonstigen vergammelten Naturalien die Gegenseite von der Brücke zu ver treiben.
Vermummte mit Helmen und selbst gebastelten Schilden, die Wurfgeschosse schleudern und Parolen rufen - auf den ersten Blick erinnerten die Szenen am Sonnabend auf der Dornröschenbrücke an die Chaos-Tage. Doch es war die heiß angekündigte Gemüseschlacht. Rund 200 Leute (weit aus mehr als im letzten Jahr) beteiligten sich an der Schlacht. Schon 15 min vor dem geplanten Start wurden fliegende Argumente ausgetauscht. Das Kräfteverhältnis belief sich auf 1:5 zugunsten von Linden. Schnell konnten die Protagonisten der Nordstadt bis auf das letzte kleine Stückchen der Brücke zurück gedrängt werden. Dennoch hielt die Nordstadt noch 1. Stunde stand und begnügte sich damit, von der Gegeseite immer wieder faules Obst zu klauen. Danch gab es viel Musik, Bier und gute Laune. Am Ende feierten schließlich alle ihre Taten.

··· von 2003:
Schon 2003 fand die Gemüseschlacht statt. Damals waren ca. 70 Leute an der Schlacht beteiligt. Wer damals gewonnen hatte, ist eher nebensächlich und wird von beiden Seiten unterschiedlich kommentiert. Fest steht aber, dass die Gemüseschlacht vornehmlich ein Spassprojekt zwischen den als "alternativ" geltenen Stadtteilen ist. Politisch gesehen kann man (muss aber nicht) jedoch auch einiges ableiten; so ist die Gemüseschlacht auch ein Argument gegen die Kommerzialisierung der öffentlichen Plätze und "Freizeitbestimmung". Verdientes Geld soll möglichst in der Freizeit ("Nicht- Arbeitszeit") für sog. Freizeitparks, Ferienorte, Discotheken etc. ausgegeben werden, um geleistete entfremdete Arbeit zu absorbieren zu können.

··· von früher:
Geschichtlich gesehen, ist Hannover-Linden schon seit den zwanziger Jahren ein linker Stadtteil mit dem damals höhsten KPD WählerInnen-Stimmen Anteil. Heute läßt sich dies auch an den DKP, PDS und Grünen Wähler-Stimmen ableiten, sofern man an den Wahlen als Linksradikale/r teilnimmt. Als Anfang der 30 ´er Jahren die NSDAP immer mehr an Stimmen und Einfluss bekamm, hielt das proletarische Linden auch militant den braunen Horden stand. Als 1932 die SA durch Linden maschieren wollte, wurde sie durch massiven Protest daran gehindert und die Nazis mußten schon nach kurzer Zeit das Weite suchen. Auch während der Nazi-Zeit gab es in Linden viele Widerstandszellen, die aktiv gegen den Faschismus kämpften.
In den 70´er Jahren ging die "Rote- Punkt- Aktion" als Protest gegen die Fahrpreiserhöhung der öffentlichen Verkehrsmittel aus Linden hervor. Damals wurden die Schienen der Üstra blockiert und die Fahrt mit den Verkehrsmitteln boykottiert. Leute, die an der Aktion teilnahmen, machten an ihrem Auto einen roten Punkt und signalisierten, dass sie Andere, die auf die Verkehrsmittel angewiesen waren, kostenlos mitnahmen. Die Proteste führten damals zu einer Rücknahme der überhöhten Fahrpreise.
Die die Nordstadt hat eben auch eine (neuere) linke Geschichte zu bieten. So existiert in der Nordstadt das älteste autonome Jugendzentrum, das UJZ KORN, in der BRD. In den 70ér Jahren entstanden, ist das UJZ KORN bis heute ein Treffpunkt für linksradikale Jugendliche und jung gebliebene. Nicht zu vergessen sind auch die ehemals besetzten Häuser "Sprengel" und "Putti", die ebenfalls auf eine jahrzehnte lange "Tradition" verweisen können. Ja und da war doch was; die Chaostage in den Jahren 82 und 83 sowie 94 und 95, die Hannover über alle Grenzen hinweg, als "Punkhochburg" bekannt machten. Die heftigsten Auseinandersetzungen zwischen den Punks und der Polizei fanden eben in der Nordstadt statt.